Der Deutsche Wanderverband (DWV) macht auf den Verlust von naturnahen Wanderwegen in ganz Deutschland aufmerksam und spricht von verheerenden Folgen. Im Rahmen des Zukunftsforums „Bessere Chancen für Fußgänger“ werden der Wanderverband Bayern und andere Verbände die Problematik genauer beleuchten und Lösungen suchen.
Wegen des Verlustes von Fußwegen, insbesondere naturnahen Wanderwegen, hatte der Wanderverband Bayern einen Dialog zwischen den DWV-Mitgliedsvereinen angeregt. Während eines Treffens der Landesverbände des Deutschen Wanderverbands (DWV) im Dezember 2019 wurde die Problematik erstmals diskutiert. Nun bezog der DWV in einer Pressemitteilung offiziell Stellung. DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß: „Quer durch die Republik kritisieren die unter dem Dach des DWV organisierten Wandervereine und Landesverbände mit rund 600.000 Mitgliedern zunehmend den Verlust naturnaher Wanderwege. Für den Natur- und Klimaschutz ist dies verheerend, denn naturnahe Wege fördern die biologische Vielfalt. Diese Pfade sind wichtige Brücken in Biotopverbundsystemen. Die zunehmende Asphaltierung und Verbreiterung von Wegen, die uns von unseren Mitgliedern gemeldet wird, führt zu mehr Zerschneidung von Landschaftsräumen. Asphaltierte Böden nehmen Nährstoffe und Regen nicht mehr auf.“
Kritisch zu sehen sei in diesem Zusammenhang auch, dass „die Ansprüche der Wanderer oft zugunsten andere Nutzungsarten hinten angestellt werden“, so Rauchfuß in der Pressemitteilung. Wenn beispielsweise Radwege über Wanderwege geführt werden, werden diese häufig asphaltiert. Eine weitere Ursache für die zunehmende Versiegelung seien die für den Bau von Windkraftanlagen erforderlichen asphaltierten Baustraßen, die nach dem Bau der Anlagen oft nicht zurückgebaut würden. Auch einstige Feldwege werden ausgebaut, und selbst naturnahe Fußwege in oder am Rande von Ortschaften bekommen zunehmend eine Asphaltdecke.
Während des Treffens der Landesverbände des DWV kam zur Sprache, dass besonders in Norddeutschland ehemals naturnahe Uferwege versiegelt werden. Teilnehmer des Treffens kritisierten die Entwicklung von anspruchsvoller Maschinentechnik in Land- und Forstwirtschaft, die zu immer breiteren, zunehmend geschotterten Wegen führt. „Immer wieder wird dabei extrem grober Schotter verwendet, der jahrelang nicht zum Begehen geeignet ist“, bestätigt Josef Eck, Fachwart Wege-Management im Wanderverband Bayern. Ehemalige Forstwege würden vermehrt zu gigantische Forststraßen umgebaut, so Eck.
„Die Entwicklung schadet der Natur und behindert das Bedürfnis von rund 40 Millionen Menschen allein in Deutschland nach gesundheitsförderlicher und gelenkschonender Bewegung beim zu Fuß gehen“, heißt es in der Pressemitteilung des DWV. „Darüber hinaus gefährdet der Verlust naturnaher Wege den Qualitätstourismus, da Zertifizierungen etwa von Qualitätswegen erschwert werden und gerade dem ländlichen Raum ‚Leuchtturmprojekte‘ verloren gehen, mit denen er andernfalls für sich werben könnte“, resümiert DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß.
Zukunftsforum „Bessere Chancen für Fußgänger“
Die aktuelle Entwicklung nimmt der Wanderverband Bayern zum Anlass für ein Zukunftsforum „Bessere Chancen für Fußgänger“. Gemeinsam mit anderen Umwelt-, Naturschutz- und Wandervereinen, Bürgerinitiativen und Experten aus der Wirtschaft sollen Lösungen gegen den Verlust von Fußwegen und Wanderinfrastruktur gefunden werden.
Zukunftsforum „Bessere Chancen für Fußgänger“
Samstag, 18. Juli 2020, von 9 bis 16 Uhr
DJH-Jugendherberge München-Park, Miesingstrasse 4, 81379 München
Informationen zur Anmeldung folgen. Eine unverbindliche Voranmeldung ist formlos per E-Mail möglich. Schreiben Sie bitte an info@wanderverband-bayern.de oder nutzen Sie unser Kontaktformular.